MIT ARCHITEKTONISCHEN GRUNDFORMEN ZUR NORMALITÄT
INDIVIDUELLES WOHNEN UND GEMEINSCHAFTLICHES LEBEN
den Alltag meistern - den Alltag zur Normalität werden lassen
Was heißt das? Was bedeutet für diese Menschen Normalität?
Für diese Menschen erledigt der Alltag sich nicht von selbst
DIE AUSGANGSSITUATION
Aufgabe war es, einen Wohnkomplex für psychisch kranke Menschen in Form von Wohngemeinschaften zu entwickeln. Im Bezug auf die Erkrankung war es das Ziel für die Bewohner einen Ort zu schaffen, der sie unterstützt den eigenen Tagesablauf zu organisieren, für sich selbst zu sorgen und ihre Selbstständigkeit zu fördern. Die neue Architektur soll daher durchdacht, einfach, verständlich, klar strukturiert, eindeutig und zugleich auch frei und offen sein.
Es sollen sowohl private als auch gemeinschaftliche Nutzlächen im Innen- und Außenraum zur Verfügung stehen. Für die psychisch kranken Menschen wird aber auch ein Ort der Betreuung und des Schutzes benötigt ein zentraler Ort. Um sich weiterzuentwicklen, brauchen die Bewohner Geradlinigkeit und Regelmäßigkeit. Die Kubatur aus einfachen Rechtecken entspricht folglich architektonischen GRUNDFORMEN, welche Symbol für die NORMALITÄT und das Alltägliche für die Bewohner darstellen. Die Architektur soll viel Licht und Freiraum bieten. Sie soll die Natur und den Ausblick ausnutzen und zudem die Hanglage des Grundstücks mit einbeziehen.
Diese Begriffe stehen ebenfalls als Reflexion für den Alltag und die Normalität.
DIE LAGE
Das Grundstück liegt in Bad Laasphe, einer Kleinstadt in der Region Siegen-Wittgenstein. Eingeschlossen von großen Gebäudekomplexen (Hotel, Gymnasium) passt sich die neue Architektur an den bestehenden, kleingliedrigen Gürtel der Wohnbebauung an. Durch die starke Hanglage ergibt sich eine Bebauung mit großen Höhenunterschieden. Die vier Kuben schlängeln sich mit bis zu sechs Meter durch den Hang.
Das überplante Grundstück besitzt aufgrund dessen viele, kleine Treppenanlagen, die die unterschiedlichen Ebenen miteinander verbinden.
DER WOHNKOMPLEX
Bestehend aus vier Kuben setzt sich der neue Wohnkomplex zusammen und stellt einen Wohnort für etwa 30 Personen dar. Durch die gewählte Geschossigkeit und die kleingliedrige Bebauung orientiert sich der Komplex am Maßstab der umliegenden Wohnbauten und symbolisiert zugleich keinen typischen Wohnheimcharakter. Die Bewohner leben familiär in kleinen Wohngemeinschaft wie in einem Einfamilienhaus zusammen.
Drei Kuben in Holzrahmenbauweise errichtet und mit horizontalen, auf Lücke montierten Lärchenholzbrettern verkleidet, beherbergen jeweils 8 - 9 Bewohner. Ausgeschnittene, kleine Loggien und großzügige Dachterrassen geben der Fassade ihr charakteristisches Erscheinungsbild.
Ein Glaskubus im Zentrum der drei Holzkuben angesiedelt und in Massiv- und Skelettbauweise errichtet, dient als Gemeinschaftshaus. Er gilt als Ort der Zusammenkunft und repräsentiert zugleich aber auch einen Ort der Betreuung und des Schutzes für die Bewohner. Von hier aus sind die Wohnhäuser zu erschließen.
Grundlage des Entwurfskonzepts war, drei Wohngemeinschaften, die die Selbstständigkeit der Erkrankten fördern und einen zentralen Ort der Betreuung und des Schutzes zu entwickeln. Dies und die Vorraussetzungen der Bewohner führten zu einer geradlinigen, geschlossenen Grundrissgestaltung der Wohnbereiche und einem offenen Charakter des Haupthauses.
DAS KONZEPT
Gemäß dem Wunsch des Wohnheimleiters drei Einfamilienhäuser entstehen zu lassen und die Bewohner wieder in ein selbstständiges Leben zurückzuführen, beruht der Entwurf auf der Grundlage von drei Wohnhäusern in Verbindung mit einem Haupthaus für gemeinschaftliche und pflegerische Zwecke.
Die vier Kuben sind so zusammengestellt, dass im Zentrum ein Gemeinschaftskubus steht, um den sich drei Wohnkuben gruppieren. Die Wohnkuben stehen in direkter Verbindung mit dem Haupthaus. Das obere Geschoss dient als eine Art Verteilerebene. Von hier aus sind die Wohnhäuser zu erschließen.
Die Bewohner haben die Möglichkeit ein selbstständiges Leben zu führen und zugleich bei Bedarf auf Hilfe zurückzugreifen.
Die gewählte Materialität spielt eine entscheidene Rolle. Während die drei Wohnkuben aus Holz den Charakter von Geborgenheit hervorbringen, dient ein Glaskubus als ein Ort für die Gemeinschaft. Er gestaltet sich frei und offen. Zugleich wird durch eingeschobene, hölzerne Kuben im zentralen Glaskubus der Schutzcharakter wieder aufgenommen und eine Annäherung an die Materialität der Wohnkuben geschaffen.
DER GLASKUBUS
Vollflächig verglast verbindet das Gemeinschaftshaus die drei Wohnhäuser miteinander. Es ergibt sich hiermit eine abwechslungsreiche Folge von Wegen und Plätzen, die durch Sitznischen vor dem "eigenen Haus" aufgelockert werden.
Auf einen üblichen Empfang wurde, um den Charakter eines Wohnheims aufzuheben, bewusst verzichtet. Das Haus soll für Bewohner und Besucher offen sein, jeder soll das Haus nach Belieben betreten und wieder verlassen können.
Der Eingangsbereich des Obergeschosses liegt windgeschützt zwischen zwei der Wohnkuben und bietet mit einer kleinen Terrasse gemeinschaftliche Freifläche für die Bewohner. Der zentrale, hallenförmige Glaskubus ist zusätzlich mit einem Glasdach ausgestattet und belichtet somit den gesamten Aufenthaltsbereich.
Eine weitere Besonderheit sind die aus dem Glaskubus herausragenden Holzkuben, die sich an die Wohnhauskuben anpassen und Büro- und Pflegeräume unterbringen. Eine breite zweiläufige Treppe führt zusätzlich zu einem Lift in das untere Geschoss. Hier befindet sich neben Keller- und Personalräumen eine großzügige Fläche für gemeinschaftliche Nutzung.
Highlight ist das Café, das sich durch einen Luftraum sehr großzügig gestaltet. Für Besucher ist das Café über einen weiteren Eingang auf dieser Etage zu erreichen. Eine Erweiterung des Cafés ist die vorgelagerte Terrasse, die bei Bedarf als bauliche Erweiterungsfläche dient.
DIE HOLZKUBEN
Die drei hölzernen Wohnkuben, erschließbar über den zentral gelegenen Glaskubus, gliedern sich über drei bzw. vier Geschosse. Jeder Kubus bietet Einzelzimmer für acht bzw. neun Bewohner. Jedes Zimmer ist mit einem eigenen Bad ausgestattet, das eine bodengleiche Dusche besitzt und teilweise sogar als Tageslichtbad genutzt werden kann.
Die Zimmer bieten mit 23 - 28m² ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre für jeden einzelnen Bewohner. Zusätzlich erweitern sich die Räume durch direkt oder in unmittelbarer Nähe gelegene Freiflächen in Form von Loggien.
Neben den privaten Rückzugsflächen gibt es einen Wohn- und Essraum und einen angegliederten Kochbereich wie in einem üblichen Einfamilienhaus, um sich so gut wie möglich vom Wohnheimcharakter zu lösen.
Um die Atmosphäre aufzulockern sind die Wohn- und Essbereiche sehr offen gestaltet und erstrecken sich teilweise über zwei Geschosse.
Als abrundendes Highlight verfügt jeder Kubus über eine großzügige Dachterrasse.
Die Raumaufteilung eines jeden Hauses ist sehr gemischt, sodass sich ein abwechslungsreiches Wohnen ereignet. Um den Alltag in die Häuser zu bringen, wurden zusätzlich kleine Büroräume für das angestellte Personal integriert und zugleich eine Verbindung zwischen Glaskubus und Holzkubus geschaffen. Im Vordergrund der Erkrankten steht der Alltag und das Selbstständigwerden. Aus diesem Grund wurde abschließend für jedes Wohnhaus ein seperater Eingangsbereich geschaffen, der zudem als überdachte Freifläche dient
DIE GLASFASSADE
Der vollflächig verglaste Gemeinschaftskubus ist mit einer Dreifachverglasung ausgestattet und tritt in Verbindung mit dem bewährten Pfosten-Riegel-Fassadensystem FW 50+ des Herstellers Schüco auf. Dies lässt sich optimal auch für die Ausführung des Glasdachs verwenden.
DER SONNENSCHUTZ
Zum Fassadensystem FW 50+ passt sich der Sonnenschutz CTB - Concealed Toughened Blind - an. Es handelt sich hier um einen außenliegenden, in die Fassade integrierbaren Sonnenschutz mit extrem hoher Windstabilität. Der Sonnenschutz aus Aluminium Mikro-Lamellen ermöglicht eine optimale Abschattung und bietet gleichzeitig einen guten Außenbezug durch hohe Transparenz.