Daniela Konopnicki
Bestandsanalyse
Bei der äußeren Betrachtung des Gebäudes fallen sofort Unregelmäßigkeiten auf. Insbesondere die unterschiedliche Geschossigkeit fällt ins Auge. Ebenso weist die Nordfassade (Straßenseite) deutlich voneinander getrennte Strukturen auf, sei es durch Fensterabstände oder weitere Fassadenelemente, welche in der Fassade keine Wiederholung (Tor, Eingang).
Zwar zeigen sich Teilbereiche zueinander gehörig, es ist aber keine übergeordnete Struktur erkennbar (Spiegelachsen, durchgehende Rasterung, etc.) Ähnliches setzt sich auf den anderen Ansichtsseiten weiter fort.
Bei der Betrachtung der Grundrisse erschließt sich auch der Grund für diese Nonkonformität. Es zeigen sich deutliche bauliche und nutzungstechnische Fugen ab, welche auf mehrere Gebäudeerweiterungen schließen lassen. Ebenso zeigt sich, dass ein Teil der Disharmonie der Fassade darin besteht, dass es keine klaren Gebäudeachsen gibt. Der eingeschossige Teil ist zum einen breiter als der zweigeschossige. Ebenso zeigt sich der Anbau am eingeschossigen Gebäudeteil durch zwei zu den Achsen eingerückten Seiten als einzelner Baukörper.
Die Nutzungsverteilung ist gemäß des Gebäudealters konventionell geprägt.
Der Bürobereich besteht aus einzelnen Räumen, welche durch einen getrennt werden und es besteht eine klare Trennung zwischen unterschiedlichen Nutzungen. Ebenso sind insbesondere die Erschließung und die sanitären Anlagen nicht konform mit den heutigen Ansprüchen an die Barrierefreiheit. Ebenso unterschreiten die meisten Türöffnungen die festgesetzte Mindestbreite.
Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass der Bestand kein Potential hat. Mit Achsmaßen von ca. 2,60m bietet zumindest der mittlere Teil des Gebäudes eine gute Grundlage für eine dynamische Raumgestaltung unterschiedlicher Größen. Dies wird durch die Anordnung der tragenden Wandelemente weiter unterstützt.
Ein weiterer Faktor für den Erhalt des Gebäudes sind die verwendeten Baustoffe. Sowohl Mauerwerk als auch Stahlbeton benötigen allein bei der Herstellung eine Große Menge CO2 und auch das Recycling würde viel Energie in Anspruch nehmen. Außerdem ist nicht klar, inwieweit Teilbereiche des Gebäudes überhaupt recyclingfähig wären, da durch die nutzungsbedingte Handhabung mit radioaktiven Stoffen sowohl strahlen-belastete Bauteile vorhanden sind als auch Sondermaterialien, z.B.: Blei im Bauwerk verbaut sind.
Konzept
Das Entwurfskonzeptbasiert auf der klaren Nutzungsverteilung des Bestands, welche sich ebenso anhand der Fassade ablesen lässt. Um eine Zugehörigkeit zwischen den einzelnen Gebäudeteilen zu schaffen, wurden die teilweise vorhandenen Gebäudeachsen aufgegriffen und fehlende Volumen baulich ergänzt.
Eine weitere Überlegung war es die einzelnen Nutzungen durch eine Fuge optisch zu trennen, wodurch sich eine Sichtachse von der Straße zur südlich gelegenen Grünfläche ergeben soll. Die Position der Fugen ergibt sich insbesondere aus den bereits vorgegebenen Gebäudefugen. Die Breite der Fuge orientiert sich an dem Versuch den linken und rechten Gebäudeteil mit identischen Abmessungen herzustellen, damit eine Spiegelachse in der Fassade erzeugt werden kann. Wenn die Sichtachsen mit der bereits vorhandenen inneren Gebäudeerschließung kombiniert werden, ergeben sich Schnittpunkte in eben diesen Fugen.
Hier sollen besondere Multifunktionsflächen entstehen, welche sowohl als Arbeits-, Pausen,- und Kommunikationsflächen genutzt werden können. Sie dienen als Verbindungsräume zwischen verschiedenen Nutzungen. Zu der vorgegeben Büro-, und Labornutzung ergeben sich in zwei Gebäudeteilen (grün) Sonderflächen die insbesondere als Pausenbereiche genutzt werden können.
Die Fassadengestaltung durch die optische Trennung der unterschiedlichen Nutzungen. Um die neu entstandenen Kuben und die Fugen weiter zu akzentuieren wurde der obere Gebäudeabschluss im Bereich der Fuge herabgesetzt und die Attika der Kuben erhöht. Ebenso wird mit einem Kontrast zwischen offenen und geschlossenen Flächen gespielt. Durch Holzlamellen im Bereich der Fenster soll die Geschlossenheit der Kuben weiter unterstrichen werden.
Zirkuläres Bauen und Urban Mining.
Innerhalb der Umbaumaßnahmen gibt es bei den Wänden mehr Abbruch als Neubau. Es ist also denkbar das abgebrochene Mauerwerk nach einer statischen Prüfung an anderer Stelle als neue Wand wieder aufzubauen. Überschuss, oder unverwendbare Reste könnten im Außenbereich als Einfriedung der Grünflächen und Wege wiederverwendet werden. Ähnlich verhält es sich beim Abbruch der Stahlbetonbauteile, insbesondere bei den Decken. Diese können nach Zuschnitt in den draußen liegenden Sitzelementen wiederverwertet werden. Nicht wiederverwendbare Platten können als Schüttgut zur Ausnivellierung von Terrassen- und Sitzelementen wiederverwendet werden. Dabei muss es sich nicht nur um Maßnahmen am hiervorhandenen Gebäude handeln.
Da der BLB weitere Modernisierungsmaßnahmen auf dem Großgelände plant, könnten dort weitere Reste des Abbruchs verwendet werden.
Außerdem ist es sinnvoll Türöffnungen in Normmaß zu halten. Hierdurch ist es eher möglich die Türelemente aus zweiter Hand aus anderen Gebäuden wiederzuverwenden.
Da Fenster in der Regel nach Aufmaß hergestellt werden, besteht die Möglichkeit, eine Pufferzone mit einzuplanen, also etwas kleinere Fenster zu verwenden und die Laibungen schließlich mit Dämmmaterial aufzufüllen. Allerdings muss abgewogen werden, ob es energetisch und schallschutztechnisch sinnvoll ist Fenster aus zweiter Hand wiederzuverwenden.
Anders verhält es sich bei den Fußbodenaufbauten. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, sowohl die Bodendämmung als auch den Fußbodenbelag wiederzuverwenden. Durch den Wegfall von Bodenflächen im Obergeschoss kann das dadurch entstandene Restgut fehlende Flächen durch z.B.: ehemals vorhandene Wände ausgleichen.
Im Zuge der Bodenerneuerung ist es außerdem sinnvoll in eine Fußbodenheizung zu investieren, da diese deutlich effizienter arbeiten als Heizsysteme mit einzelnen Heizkörpern.
Um das Gebäude energetisch aufzuwerten ist es sinnvoll die TGA für Heizung auszutauschen. Im Zuge der Klimaerwärmung würde sich die Nutzung von Geothermie anbieten. Diese hat den Vorteil, dass sie unabhängig von der Außenluft ist und damit im Winter eine höhere (für Heizung) und im Sommer eine niedrigere Ausgangstemperatur (für Kühlung) als vergleichbare Luft-Wärmepumpen nutzen kann. Durch den Betrieb von Photovoltaikanlagen lässt sich diese fast autonom nutzen. Außerdem kann das Regenwasser vom Flachdach in einen Speicher eingeleitet werden, um die Trinkwassernutzung durch die Nutzung von Sanitäranlagen und Grünflächenbewässerung zu minimieren.